Fashion Transparency Index 2020: Wie steht es um die Transparenz in der Modeindustrie?

Der Fashion Transparency Index informiert jedes Jahr darüber, wie auskunftsfreudig die grössten Modemarken der Welt in Bezug auf ihre Produktion sind. Transparenz alleine bedeutet zwar nicht, dass ein Unternehmen nachhaltig arbeitet. Es ist jedoch ein erster Schritt in die richtige Richtung und ermöglicht Kunden überhaupt erst, die Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen.  

“Transparency is a tool for change, not the end goal”

Auch dieses Jahr konnte die Anzahl an Marken im Report erhöht werden: Der Index gibt nun Auskunft über die Transparenz von 250 Mode- und Sportmarken. Das sind 50 mehr als noch im Vorjahr. Bewertet werden die Unternehmen in diesen fünf Kategorien:

Zentrale Ergebnisse des Reports

Alle Unternehmen in den Top 5 haben sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert: H&M sowie C&A überholen dabei die Sportmarken Adidas/Reebok und Patagonia sowie Esprit, und führen neu das Ranking an mit einem Score von 73% (H&M) bzw. 70% (C&A) an. Der Durchschnitt der Unternehmen schafft lediglich klägliche 23% auf dem Transparency Index. Erfreulich ist daran einzig, dass dieser Gesamtdurchschnitt zwei Prozentpunkte höher liegt als noch im Vorjahr.

Punkte sammeln die meisten Unternehmen aber vor allem in den Bereichen “Policy and Commitments”, also den Regeln nach denen sie sich verpflichten zu arbeiten. Über deren Einhaltung sagt dies jedoch noch nichts aus! Vieles bleibt dabei auch weiterhin vage: So machen weniger als ein Viertel überhaupt irgendwelche Angaben dazu, wie sie z.B. Löhne, die zum Leben reichen, für ihre Arbeiter in der Zukunft sicherstellen wollen. Auch in puncto Umwelt und Klima sieht es nicht besser aus: Nur 16% der Marken publizieren messbare Umweltziele zur Eindämmung des Klimawandels und ihre aktuellen Treibhausgasemissionen entlang des Produktionsprozesses. 

Die komplexe Lieferkette

Die Lieferketten in der Modeindustrie ist enorm lang. Zwischen Rohmaterial und dem fertigen Bekleidungsstück sind so unzählige Betriebe in die Produktion involviert. Zwar  publizieren 40% der Marken ihre Nähereien (diese sind der letzte Schritt in der Produktionskette), aber nur 7% geben Hinweise auf einzelne Rohmateriallieferanten (dem ersten Schritt im Prozess). Dazwischen sind noch Spinnereien, Webereien, Färbereien und sonstige Textilveredler in die Produktion involviert. Ein Grund für diese niedrige Quote könnte daher auch einfach sein, dass die Modemarken ihre unzähligen Zulieferer selber gar nicht kennen – und demnach auch nicht deren Arbeitsbedingungen 

Nutze deine Stimme als Konsument*in

Auffällig ist, dass es nicht die Premium-Marken sind, die in puncto Transparenz führen. Auch zum Beispiel die traditionelle deutsche Marke Hugo Boss, die stark im Bereich Business-Kleidung ist, schneidet gerade mal im Mittelfeld ab. Für uns als Konsument*innen heisst dies, dass wir  – ungeachtet vom Preis – die Frage nach Nachhaltigkeit und sozialen Arbeitsbedingungen stellen müssen. 

Herausgeber des Fashion Transparency Index ist die in Grossbritannien ansässige Stiftung Fashion Revolution, die seit 2013 mit der Kampagne #WhoMadeMyClothes auf die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie aufmerksam macht.

Der vollständige Report kann hier abgerufen werden.

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